reden ist
besser als
schweigen
linie wird fläche
schotte
vier in einem
im schlaf träumen
hommage à agnes martin
nah sie
treppe ins paradies
loch schloss
Zeichnung im Zwischenraum Frieder Falk
„Das Leben findet in den Zwischenräumen statt“, schreibt Maria Reinecke, Philosophin aus Berlin.
Wie kann ich Zwischenräume darstellen? Werden dadurch Prozesse der Veränderung abgebildet?
Mein Konzept:
Linie neben Linie neben Linie neben Linie neben Linie…
Entweder frei Hand;
die Zeichnung gestaltet sich durch „nahe beieinanderliegen“.
Jede Linie ist eine Abfolge der Vorherigen, dabei bemühe ich mich um eine größtmögliche Nähe, die aber unregelmäßig ist. Eine unruhige Hand, eine kurze Unaufmerksamkeit, der feine Strich, 0.05.
Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Folgende.
Das Spiel beginnt.
Ich kann die Distanzen oder Überschneidungen ignorieren, ausgleichen oder verstärken. Spielregeln, die bei jeder Zeichnung variieren, beim Arbeiten temporär festgelegt, um viele Linien später
wieder verändert zu werden.
Ein Prozess wird abgebildet, dessen Ergebnis offen ist. Meine Intention liegt in der ersten Linie und im Umgang mit den permanent geforderten Entscheidungen.
Durch die eng liegenden Linien treten optische Effekte auf. Das Auge wird durch seine begrenzte Auflösungsfähigkeit irritiert. Die Zeichnungen evozieren eine scheinbare Dreidimensionalität,
Fläche wirkt räumlich, topographisch.
Im Wahrnehmen der Arbeit liegt ein Erleben.
Oder mit technischen Hilfsmitteln;
mit Lineal, Zirkel oder Schnur-Zeichenschiene.
Es gibt keine Fehlerquellen im Handeln. Die Linie des Lineals ist immer gerade, die Linien reagieren nicht aufeinander. Die einzelne Linie tritt zurück, Linie für Linie baut sich eine Fläche auf.
Die Materialien, das Lineal, der Zeichenkarton, der Stift und mein Umgang damit prägen die Unterschiedlichkeiten, die sich hier in einer anderen Art potenzieren.
Die Zeichnungen bekommen durch ihre Strenge einen sehr ästhetischen Charakter. Das Arbeiten changiert zwischen monoton und meditativ. Ich probiere
konzeptionelle Ideen aus, indem ich zehnteilige Serien zu einem Thema herstelle. Sie dokumentieren eine breite Vertiefung und ermöglichen den Schauenden ein Betrachten von verschiedenen
Spielarten.
Mein Werksprozess
Nach der ersten großen Begeisterungszeit, in der ich von der Wirkung jeder einzelnen Zeichnung auf mich fasziniert war, gab es eine Phase der
Reflektion.
Meine Wahrnehmung für diese Zeichenart war sensibilisiert. Ich entdeckte immer mehr KünstlerInnen, die mit dieser Technik arbeiten. Besonders die Ausstellung „Zeichnungsräume“ in der Hamburger
Kunsthalle 2016 zeigte ein breites Spektrum. Mir wurde klar, dass ich meinen eigenen Stil haben will.
Mittlerweile habe ich mir durch Experimentieren, Suchen und Finden einen Erfahrungsschatz erarbeitet, der aber nicht statisch bleibt, sondern sich stetig erweitert.
Meine Handschrift hat sich entwickelt.